Chronik des Waldfriedhofes in Riege

 

Unser Friedhof bietet, besonders in dem älteren Teilbereich, interessante und aussagekräftige Gedenksteine. Wer kennt zum Beispiel das „Gebet des Bauern“, die „Sieben-Schmerzen-Mutter“? Wer weiß von den Arbeiten von Josef Rikus und welchen besonderen Anteil hat, aus den Reihen unserer Seelsorger, Pfarrvikar Dr. Wilhelm Tack und seine Haushälterin an dem heutigen Aussehen unseres Friedhofes?

 

Die im Anhang gezeigten, einzelnen Denkmäler/Gedenksteine bedürfen in den nächsten Jahren einer größeren Beachtung, da viele von diesen Steinen auf Dauer von den dann „weitläufiger“ entfernten Angehörigen keine direkte Beziehung mehr finden und der endgültigen Verwitterung ausgesetzt sind. Es wäre daher wünschenswert, wenn diese dann „freigewordenen“ Gedenksteine/Denkmäler von anderen Gemeindemitgliedern übernommen und renoviert werden könnten, um somit eine Erhaltung gewährleisten zu können.

Bild links: Gehweg auf unserem Friedhof zur östlichen Grenze. (links Wohnhaus Knittel)

Die Anregungen und Ideen zur Anlage des Friedhofes holte man sich zur damaligen Zeit von dem Waldfriedhof in Schloß Neuhaus, dessen Besichtigung durch einen Verkehrsunfall überschattet wurde. Am 19. Mai 1929 verunglückte das Auto von Heinrich Furlkröger vor dem Waldfriedhof in Neuhaus. Zwei seiner Schwestern waren sofort tot. Kaufmann Temme, der Schöpfer des Friedhofs, der zur Besichtigung mitgefahren war, starb am folgenden Tag.

Bild links:

Um das Ehrenmal im Gesamtbild zu betrachten, wird der Besucher durch die Wegführung dazu angehalten den Gang dorthin zu erkunden, da dieser Weg nicht symetrisch zum Ehrenmal angelegt ist.

 

Dieser „natürlich“ angelegte Weg zum Ehrenmal passt sich daher auch in idealer Weise den Anforderungen an einen Waldfriedhof an.

Auf Anregung von Pastor Heinrich Klauke und nach Absprache dieser Thematik im Kreis des Vorstandes der Hövelrieger Kompanie, führte unser Seelsorger am Freitag, 06. August 2004 mit Interessierten eine Friedhofsbegehung, beginnend am Ehrenmal, durch.

In sehr ausführlicher und interessanter Form konnte unser Pastor zu den einzelnen geschichtlichen Ereignissen, sowie zu den Arbeiten und Bedeutungen der Gedenksteine Aufschlüsse geben.

Da unser Friedhof als Waldfriedhof in natürlicher Form gestaltet werden sollte, legte man schon bei den Materialien der Gedenksteine fest, welche Steinsorten hierzu verwendet werden konnten. So verarbeitete man anfangs überwiegend rote Sandsteine von der Weser, gelbe Sandsteine von den Baumbergen aus dem Münsterland sowie grüne Sandsteine aus Anröchte/Soester-Raum.

 

Einzelne Eckdaten unseres Friedhofs:

 

Der Friedhof wurde im April 1927 vom Regierungspräsidenten genehmigt.

 

Das erste Grab auf unserem Friedhof entstand im Jahre 1928 durch die Beisetzung von Anna Maria Grossehelleforth, die am 11.Januar 1928 im Alter von 17 Jahren an Nasenbluten verstarb.

 

Am Karfreitag, den 6. April 1928 wurde durch Pater Strohteicher der Friedhof eingeweiht.

 

Das Sterberegister wird seit 1929 geführt.

 

Allerheiligen 1938 wurde eine Friedhofslaterne am Friedhofskreuz, eine Kunstschmiedearbeit des Schlossermeisters Eikel, Paderborn, zum Preis von 94,90 Mark angebracht.

 

Der ursprüngliche, „Alte Friedhof“, erstreckte sich bis unmittelbar kurz vor dem Ehrenmal.

 

 

Auf vielen Gedenksteinen wird unsere Gottesmutter Maria mit einem oder sieben Schwertern in der Brust abgebildet. Diese sieben Schwerter sind gleichzustellen mit den sieben Schmerzen Marias, dessen Bedeutung im folgenden erklärt werden soll:

 

Die „Sieben Schmerzen Mutter“

 

1. DIE WEISSAGUNG DES GREISEN SIMEON

Simeon (griechisch Symeon), biblischer Greis, dem geweissagt worden war, er werde nicht eher sterben, bis er den * Heiland geschaut habe.

Nach israelitischem Brauch brachten Maria und Josef den Jesusknaben am 40. Tag nach der Geburt in den Tempel, um das Opfer darzubringen, nach dem Gesetz des Herrn "ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben". Simeon, dem prophezeit worden war, dass er nicht eher sterben würde, nachdem seine Augen Christus gesehen hatten, kam auf Eingebung des * Heiligen Geistes in den Tempel, nahm Jesus in seine Arme und pries Gott. Zu Maria gewendet sprach Simeon: "... und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen ...". (Lukas 2, 23-35). Dies ist die Grundlage für viele Darstellungen, bei der die Muttergottes mit einem oder sieben Schwertern in der Brust wiedergegeben wird.

2. DIE FLUCHT NACH ÄGYPTEN

Nach der * Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige wurde * Josef im Traum von einem Engel aufgefordert, mit Maria und dem Kind nach Ägypten zu flüchten, damit dieses den Häschern des Königs * Herodes, d. h. dem * Kindermord von Bethlehem, entgehe (* Matthäus 2, 13-23). 

3. VERLUST JESU IM TEMPEL

Beim Besuch des * Passahfestes in Jerusalem trennte sich der zwölfjährige Jesus von seinen Eltern und besuchte den Tempel, wo er nach biblischem Bericht den Schriftgelehrten Rede und Antwort stand. Die Begebenheit zählt zu den * sieben Freuden und Schmerzen Marias, weil die Eltern Jesus nach langem Suchen erst am dritten Tag fanden. Die Darstellungen hierzu zeigen den Jesusknaben etwas erhöht zwischen würdig aussehenden Schriftgelehrten sitzend, die ihr Erstaunen über seine klugen Antworten in Mimik und Gestik zum Ausdruck bringen.

4. BEGEGNUNG AUF DEM KREUZWEG

Die Passion: Bezeichnung für die Leidensgeschichte Christi, von der Gefangennahme bis zum Kreuzestod. Der 4. Schmerz der Gottesmutter ist die Begegnung mit ihrem Sohn auf dem Kreuzweg.

5. DIE KREUZIGUNG JESU

Das qualvolle Sterben Christi dauerte von der sechsten bis zur neunten Stunde, das ist von zwölf bis fünfzehn Uhr, als sich die Sonne verfinsterte und der * Heiland sein Leben aushauchte. Unter dem Kreuz standen der Überlieferung nach Maria, die Mutter Christi, und der Jünger * Johannes.

6. KREUZABNAHME

Kreuzabnahme Christi . Nach biblischem Bericht erbat sich * Josef von Arimathia von * Pilatus den Leichnam Christi, um ihn in dem für sich selbst vorbereiteten Felsengrab zu bestatten.

7. JESUS WIRD ZU GRABE GETRAGEN

Grablegung Christi , auch * Heiliges Grab, wenn im Bild auch das Grab zu sehen ist.

Nach der * Kreuzabnahme wurde der in weißes Leinen gehüllte Leichnam Christi in das Felsengrab gebracht, das * Josef von Arimathia für sich selbst hatte vorbereiten lassen, für Jesus aber zur Verfügung stellte. Bei der Bestattung sollen die beiden Mitglieder des Hohen Rates, Josef von Arimathia und Nikodemus, den Leichnam Christi getragen haben, wobei ersterer * Jesus am Oberkörper unter den Armen, Nikodemus dagegen Jesus an den Beinen festhielt.


Nachfolgend ein Auszug aus der Kirchenchronik:

Die Anlage des Friedhofs.

Im gleichen Jahre 1926, in dem der Vikariebau vom Kirchenvorstand beschlossen wurde, tauchte auch der Plan auf, einen eigenen Friedhof bei der Kirche anzulegen, und zwar auf dem mit Fichten bestandenen Grundstück östlich der Kirche, das der Witwe Regenhard gehörte (31.1.1926). Man ließ zur Beratung den Kaufmann Temme aus Neuhaus, den Schöpfer des in der ganzen Gegend bekannten Neuhäuser Waldfriedhofes, kommen, der für Hövelriege ebenfalls einen Waldfriedhof unter Ausnutzung der Fichten vorschlug. Witwe Regenhard schenkte bereitwillig das Grundstück in Größe von 2 1/4 Morgen. Für die auf ihm stehenden Fichten bekam sie 300 Mark durch Vertrag vom 17. (20.) März 1926. Pater Strohteicher, der im Juli den Gottesdienst in Hövelriege übernahm, hat sich vor allem um die Anlage des Friedhofs verdient gemacht. Im April 1927 wurde die Anlage vom Regierungspräsidenten genehmigt. Im Juni fuhren die Bauern freiwillig gute Erde auf das Gelände, zu dem Architekt Runge, Gütersloh, im März die Zeichnungen angefertigt hatte, wofür er 40 Mark bekam. Im September wurde der große Korpus zum Friedhofskreuz von Oberammergau bezogen. Das Holz zum Kreuz stiftete Brökelmann. Das Kreuz selbst wurde von Schreiner Kriener-Neuenkirchen angefertigt. Im Laufe des Jahres und im Frühjahr 1928 erfolgte die Umzäunung des Friedhofes, dessen hölzeren Tore Schreiner Lipsewers-Espeln anfertigte. Auch wurde die Einteilung und die Führung der Wege in dieser Zeit vollendet. Heinrich Contzen, der auch die Bepflanzung des Kirchplatzes besorgt hatte, war hierbei unermüdlich tätig. Auf Drängen von Pater Strohteicher ließen einige Familien ihre Angehörigen von dem alten Hövelhofer Friedhof, auf welchem damals der Bau der neuen Kirche beabsichtigt war, ausgraben und nach Hövelriege überführen. Totengräber war von Anfang an Konrad Wiethoff Nr. 151 (Kuröten genannt) bis zu seinem Tode am 20. Oktober 1943. Äußerst gewissenhaft und sorgfältig hat er sein Amt ausgeübt. Nur in den letzten Monaten war es ihm wegen körperlicher Schwäche nicht mehr möglich und er wurde daher vom Schreiner Apelmeier vertreten.

Bis zur Gegenwart hat man sich bemüht, den Friedhof als Waldfriedhof immer weiter auszugestalten. 1938 wurde am Kreuz eine schmiedeeiserne Friedhofslaterne angebracht, eine Arbeit von Heinrich Eickel, Paderborn, Zu den Kapuzinern (Preis 95 Mark). Bei allen Beerdigungen, und in den ersten Jahren (später musste es wegen Öl- und Kerzenmangels unterbleiben) im ganzen Allerseelenmonat und vom Heiligen Abend bis Dreikönige brannte Tag und Nacht das Licht. 

 

Pfarrvikar Dr. Tack, der einen großen Anteil an der Ausgestaltung unseres Friedhofes hat, kann mit folgendem geistlichen Lebenslauf beschrieben werden:

 

·        * 26. Juli 1897 in Köln

·        geweiht am 10. August 1924 in Paderborn

·        1924-1929 Vikar in Brakel

·        1929-1935 Vikar in Fröndenberg

·        1935-1937 Urlaub zum Studium

·        24. November 1937 Promotion Dr. theol. an der Albert-Ludwig Universität Freiburg

·        26. Juni 1937 – 1953 Pfarrvikar in Hövelriege

·        11. Oktober 1953 Propst und Pfarrer an der Gaukirche Paderborn

·        + 17. Mai 1962 in Bad Orb.

 

 

Auch die Haushälterin von Pfarrvikar Dr. Tack, Frau Lüke, die viele ihrer Ideen zum heutigen Aussehen unseres Waldfriedhofes umsetzen konnte, muß hier für ihren unermüdlichen Einsatz genannt werden.

 


Das Ehrenmal auf dem Waldfriedhof

1951 Die Hövelrieger Schützen entschließen sich für den Bau eines Ehrenmales. 

Bild oben: Ehrenmal im August 2004

Bild links: Ehrenmal mit Darstellung der seitlichen Wunde von links. (Aufnahme vom August 2004)

(Beim näheren Betrachten des Kreuzes am Ehrenmal stellt man fest, dass die seitliche Wunde von Christus sich auf der linken Seite befindet. Dies ist kein Irrtum des Künstlers, sondern nur eine andere Darstellung, denn schon in der Schrift steht geschrieben, dass die Lanze den Körper durchbohrte. Somit gibt es eine Eintritts- und eine Austrittswunde. Es wird daher wahlweise von den Künstlern die linke oder die rechte Wunde gezeigt.)

 

1981 Anbau am Ehrenmal

Bild links: Der Anbau für die Pieta auf der Rückseite des Ehrenmales.

Weitere Informationen hierzu finden Sie hier:
Das Ehrenmal auf dem Waldfriedhof


 

Bisherige Totengräber in Riege (in zeitlicher Reihenfolge sortiert):
Name Vorname Bemerkungen
Wiethoff Konrad Adresse Nr. 151, genannt auch Kuröten, war Totengräber von Anfang an ( siehe Kirchenchronik Seite 81)  bis zu seinem Tode (80 Jahre) am 20.10.1943.
Äußerst gewissenhaft und sorgfältig hat er sein Amt ausgeführt. Nur in den letzten Monaten war es ihm wegen körperlicher Schwäche nicht mehr möglich und er wurde daher vom Schreiner Apelmeier vertreten.
Apelmeier Martin * 12.11.1889 in Hövelriege
+ 02.07.1969
(gen. Rixel-Martin, fertigte Särge an, führte den Dienst als Totengräber nur aushilfsweise für Wiethoff und Düsterhus aus)
Düsterhus Heinrich Tischler, Totengräber vom 23. Januar 1944 bis 01. Oktober 1960, verheiratet mit Anna Düsterhus, geb. Brunnert

Notiz im Protokollbuch des Kirchenvorstandes unter dem 02.09.1945:

Der Posten eines Totengräbers soll erst später endgültig besetzt werden. Die Grabkostenvsollen künftig betragen: 8.- , 6.- und 4.- RM.

Protokoll des Kirchenvorstandes am 12.12.1960:

Am 01. Oktober 1960 hat Herr Düsterhus das Amt des Totengräbers niedergelegt. Der Kirchenvorstand dankt ihm für seine treue Dienstleistung und schenkt ihm als Anerkennung eine Familiengruft (mit 2 Grabstätten). Als neuer Totengräber wird der Gärtner Teipel in Hövelhof-Dorf gewählt. Die Gebühren für ein Grab betragen augenblicklich 15.- DM.

Teipel Josef Gärtner aus Hövelhof-Dorf, Totengräber von 12.12.1960 bis Ende 1961.

Notiz im Kirchenvorstands-Protokoll vom 27.12.1961:

Gärtner Josef Teipel, Hövelhof, will Anfang 1962 fortziehen und legt deshalb sein Amt nieder.

Niermeier Georg Schwiegersohn von Heinrich Düsterhus, Totengräber von 1962-1968
Klösener Heinrich Detmolder-Straße 51, Totengräber von 1968-1980, Kriegs-Invalide, seine Frau und ein Bruder aus Hövelhof halfen ihm beim Grab-Schaufeln.
Ilsen Bernhard Hatte bereits in den letzten Jahren Heinrich Klösener unterstützt und übernahm die Aufgabe 1980 bis zum 31.01.1989.
Wozny Werner Gärtnermeister aus Stukenbrock-Senne Totengräber von Februar 1989 bis heute

 


 

Friedhofserweiterung 1989

Mehr als 1.000 cbm Füllboden wurden Anfang Juni auf das Grundstück gefahren, das im Vorjahr für den Friedhof erworben werden konnte. Herr Raimund Furlkröger hatte den Boden für 1.000 .- DM zur Verfügung gestellt und die Landwirte der Gemeinde transportierten ihn vom Furlbach auf das Grundstück. Im Herbst wurde das Grundstück schließlich planiert, so dass im November 2500 zweijährige verschulte Fichten (= Kiefern) angepflanzt werden konnten.

Vom Erlös des Pfarrfestes 1988 wurden 7.336,99 DM für die Erweiterung des Friedhofs ausgegeben.

Kirchenvorstands-Beschluß vom 12. Juni 1988:

Der Kirchenvorstand beschließt, das Grundstück 174, Flur 7, der Gemarkung Hövelhof mit einer Gesamtfläche von 2809 qm zu einem Kaufpreis von            8.- DM/qm,  insgesamt 22.472.- DM zum Zwecke einer späteren Friedhofserweiterung zu erwerben.

Die Finanzierung:

10.000.- DM aus der Friedhofsrücklage und 12.472.- DM aus nicht zweckgebundenen Spenden.

Der neu erworbenen Friedhofsteil wird mit Erde aufgefüllt.....

 

 

 

..... und mit Kiefern bepflanzt.

Im folgenden Bildteil dieser Chronik werden einige unserer älteren Gedenksteine/Denkmäler gezeigt und vorgestellt.

Leider können hier nicht alle Stücke dargestellt werden, da die Chronik sonst zu umfangreich werden würde. Es soll hiermit vielmehr verdeutlicht werden, welche Gedanken einst von den damaligen Seelsorgern und Gemeindemitgliedern, in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Künstlern, auf diesen Gedenksteinen/Denkmälern verankert worden sind.

Vielleicht dient diese Chronik auch einigen unserer Mitbürger als Einladung zu einer eigenen Friedhofsbegehung, um sich durch die Besichtigung aller künstlerischen Arbeiten ein eigenes Bild unseres Waldfriedhofes zu machen.

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